Wasserstoff wird in der Heiztechnik der Zukunft eine feste Bedeutung haben. Wir ebnen den Weg dorthin.
Alexander Schuh
Leiter des Verbands-Management bei Vaillant
Wasserstoff wird in der Heiztechnik der Zukunft eine feste Bedeutung haben. Wir ebnen den Weg dorthin.
Alexander Schuh
Leiter des Verbands-Management bei Vaillant
„#gasneudenken bedeutet für mich, Wasserstoff als tragende vierte Säule der Energie- und Wärmewende anzuerkennen und diese Botschaft weiterzutragen“, sagt Alexander Schuh. Er ist Leiter des Verbands-Managements beim Heizgerätetechnikhersteller Vaillant, seit 15 Jahren im Geschäft und stets auf dem neuesten Entwicklungsstand. Das erste 100-Prozent-Wasserstoff-Brennwertgerät der Firma Vaillant wird derzeit mit dem Kooperationspartner Mitnetz Gas im Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen getestet.
Das Besondere ist hier, dass der Wasserstoff für den Betrieb aus einem leitungsgebundenem Erdgas-Leitungsnetz stammt. Was unspektakulär klingt, ist ein echter Game-Changer für den Wärmemarkt der Zukunft: Eine schnelle Dekarbonisierung bestehender Erdgaskunden kann so ermöglicht werden. Gasheizsysteme stellten bei der Neuinstallation von Wärmeerzeugern im Jahr 2023 mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent die vorherrschende Heiztechnologie dar.
"Wasserstoff kann zu einem resilienten Energiesystem beitragen."
Grüner Wasserstoff ist während des gesamten Produktionsprozesses CO2-neutral. Mithilfe von Elektrolyse wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der dafür notwendige Strom stammt aus erneuerbaren Energien.
Blauer Wasserstoff entsteht durch die Dampfreformierung kohlenstoffhaltiger Energieträger. Dadurch entstehendes CO2 wird aufgefangen und unterirdisch in bis zu 4.000 Metern Tiefe gelagert. Blauer Wasserstoff ist CO2-arm.
Türkiser Wasserstoff entsteht bei der Pyrolyse von Methan. Dieses wird in Wasserstoff und festen Kohlenstoff gespalten. Das Kohlenstoff-Granulat kann in anderen Prozessen weiterverwendet werden. Türkiser Wasserstoff ist CO2-neutral.
Der Energieträger Wasserstoff wird aus mehreren Gründen in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Die aktuelle geopolitische Situation zeigt uns, dass es wichtig ist, in unserer Energieversorgung so unabhängig wie möglich zu sein: geografisch und technologisch.
„Eine vorrangige Elektrifizierung unseres Energiesystems ist auf absehbare Zeit nicht möglich, der dafür notwendige Aus- und Umbau der Netz- und Infrastruktur wäre enorm und würde Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Diese Zeit haben wir nicht.
Und hier kommt Wasserstoff ins Spiel. Der kann klimaneutral aus erneuerbarem Überschussstrom erzeugt werden. Statt zum Beispiel Windparks wie bisher abzuregeln, um das Stromnetz nicht zu überlasten, könnte deren Energie sinnvoll genutzt und in Wasserstoff umgewandelt werden.
Mit einem vergleichsweise geringen Aufwand kann das deutsche Gasnetz, das über 500.000 Kilometer lang ist, für die Durchleitung von bis zu 100 Prozent Wasserstoff ertüchtigt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in Zusammenarbeit mit der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart. Wasserstoff kann so für die sichere Energieversorgung von Haushalten und Industrie, aber auch für die Stabilität des deutschen Stromnetzes sorgen“, so Schuh.
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen sowie der Elektrolyseleistung muss deutlich an Tempo gewinnen. Doch die deutschen Produktionskapazitäten allein werden nicht ausreichen, um den Energiehunger der kommenden Jahrzehnte zu stillen, weiß Alexander Schuh: „Der Import von grünem und blauen Wasserstoff, aber auch von eneuerbarem Biomethan, wird in den kommenden Jahren ein Thema von wachsender Bedeutung sein. Hier will Deutschland mit internationalen Kooperationen eigenes technisches Know-how auch im Ausland entwickeln.“
Für die Gaswirtschaft ist es wichtig, technologieoffen zu bleiben und zum Beispiel auch die Brennwerttechnik fit für die Zukunft, fit für Wasserstoff zu machen.
Alexander Schuh betont: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es in Deutschland zahlreiche Haushalte gibt, für die das Heizen mit einer Wärmepumpe auch künftig nicht mit einem vertretbaren Aufwand infrage kommt. Altbauten und Mehrfamilienhäuser sind hier zu nennen, bei denen der Um- und Ausbauaufwand eine wirtschaftliche Nutzung von strombasierten Heizungen nicht rechtfertigt.
Auch der Anschluss an Wärmenetze bietet, selbst bei einem massiven Ausbau, längst nicht für alle Gebäude eine echte Alternative. Rund 25.000 Kilometer Fernwärmenetz sind heute verfügbar. Im Sinne der Nachhaltigkeit von Bauobjekten und für eine echte Wärmewende wird Wasserstoff unverzichtbar sein. Meine tägliche Aufgabe ist es, die Innovationsfähigkeit der Gaswirtschaft herauszustellen und im politischen Raum zu erklären, wie wir #gasneudenken.“
Gas-Brennwertgeräte der neuesten Generation von Vaillant und anderen Heizgeräteherstellern sind bereits jetzt in der Lage, Gas mit einer 20%igen Beimischung von Wasserstoff zu verbrennen (möglich bei den Vaillant-Geräten: ecoTEC exclusive VC 1–7 und ecoTEC plus VC/VCW/VCI 1–5). Wie die Wärmeversorgung der Zukunft aussehen kann, wird in Deutschland intensiv erprobt, zum Beispiel in Bitterfeld-Wolfen. Im Wasserstoffdorf wird neben dem Transport und der Verteilung auch die Anwendung von reinem Wasserstoff zum Heizen getestet. So werden das Wissen und die Grundlagen geschaffen, um den Wärmemarkt schnell und sicher in die Klimaneutralität zu führen.
"Unser Know-how wird einen entscheidenden Beitrag für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und das Gelingen der Energiewende leisten. Davon bin ich überzeugt."